Minuto - Druck dir dein Geld selber!

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Mit Energiegutscheinen zur Selbstermächtigung

Eurokrise, Grexit, Frankenstärke, Bankenrettung. Die Wirtschaft kriselt und das Finanzsystem scheint bald zu kollabieren. Umso mehr lohnt sich jetzt ein Blick auf Alternativen.

Eine dieser Alternativen nennt sich Minuto - zugleich der Name einer jungen Komplementärwährung wie auch der des Systems. Das Besondere an Minuto: Jeder kann sein Geld selber schöpfen.

Minuto funktioniert mit Zeitgutscheinen und sozialer Vernetzung. Wer selber Geld herstellen will, lädt sich von www.minutoportal.info oder über die untenstehenden Links kostenlos einen A4-Gutscheinbogen herunter und füllt ihn mit der eigenen Adresse und ein paar weiteren Angaben aus. Das Ganze druckt man auf gewöhnlichem Papier aus und zerschneidet das Blatt in sechs einzelne Scheine. Diese signiert man und lässt sie ebenfalls von zwei Bürgen unterschreiben. Fertig ist das selbstgemachte Geld!

Gutscheine für qualitative Leistung

Bloß Spielgeld also? Mitnichten! Minutos sind Zeitgutscheine für qualitative Leistung. Ein 60-Minuto-Schein zum Beispiel berechtigt den Inhaber des Gutscheins, vom Aussteller eine qualitative Leistung im Wert von 60 Minuten zu beziehen.

Aus Sicht des Herausgebers ist es also ein Schuldschein – das Wort Geld stammt vom engl. guilt (= Schuld) -, für den Inhaber ist es ein Gutschein. Rechtlich gesehen handelt es sich in Deutschland um eine sogenannte Inhaber-Schuldverschreibung gemäß §793f BGB, in der Schweiz um Wert- beziehungsweise Inhaberpapiere nach Art. 965 ff und 978 ff Obligationenrecht. Minutos sind also ganz legal.

Ein Geben und Nehmen

Der deutsche Permakultur-Designer und Minuto-Erfinder Konstantin Kirsch war schon länger auf der Suche nach einer Komplementärwährung. Die zündende Idee kam ihm vor ein paar Jahren im Schlaf. Kirsch sieht das ideale Einsatzgebiet dieser Währung in einer Nische zwischen dem unmittelbaren Tauschhandel beziehungsweise der unentgeltlichen Arbeit (Freundschafts- und Frondienst, Schenkung) und dem monetären System einschließlich der zentral verwalteten Regionalwährungen.

Ein typisches Beispiel ist eine Nachbarschaftshilfe, wenn man sie nicht oder nur zum Teil ohne Gegenleistung erbringen möchte. Auch Menschen, die ihre Fähigkeiten trotz Arbeitslosigkeit oder Ruhestand anbieten wollen, werden ihre Freude an Minuto haben. Kirsch bezeichnet das Minuto-Konzept als Ein-Personen-Regiosystem mit Energiegutscheinen, denn Energie ist das Produkt aus Zeit und (qualitativer) Leistung.

Das funktioniert nicht nur zwischen Minuto-Schöpfern und Leistungsanbietern, sondern auch zwischen Anbietern und Konsumenten und teilweise auch im B2B-Bereich. Wie man der untenstehenden Illustration entnehmen kann, können auch Menschen teilnehmen, die selber keine Minutos schöpfen. Das Schöne daran: Ausser dem Schöpfer des Gutscheins ist niemand verpflichtet, ihn anzunehmen. Grösstmögliche Freiwilligkeit und Vertrauen sind also elementar.

Doch wie weiss man, bei wem man mit Minutos bezahlen kann?

Soziales Netz als Schlüssel

Hier kommt die soziale Vernetzung zum Zug, dank der das System überhaupt funktioniert. Am einfachsten ist es, Minuto im bereits bestehenden sozialen Netzwerk bekannt zu machen und anzuwenden, zum Beispiel bei Freunden, in der  Nachbarschaft, im Geschäft oder bei Vereinskollegen.

Möchte man das Netzwerk erweitern, so lernt man in einer regionalen Kontaktgruppe weitere Menschen kennen, die Minuto-Gutscheine ausstellen und auch annehmen. An deren Treffen tauscht man sogenannte Angebotskarten aus, auf welchen die eigenen Leistungen aufgeführt sind. Wo Angebot und Nachfrage passen und Vertrauen entsteht, kann man handeln. Für Neulinge bieten diese Kontaktgruppen in der Regel das Minutospiel an, mit dem man sich ans Konzept herantasten und erste Erfahrungen sammeln kann.

Im Vergleich zu dem, was man sich vom Euro oder Schweizer Franken gewohnt ist, scheint dieses Vorgehen altmodisch und mühsam zu sein, denn es braucht unter Umständen viel Zeit und Geduld, um sein Minuto-Netzwerk aufzubauen. Minuto soll das Nationalgeld denn auch nicht komplett ablösen, sondern eine sinnvolle Ergänzung dazu bieten. So eignet es sich vor allem im erweiterten Freundeskreis und quasi unter Geschäftspartnern, die per Du sind. Also dort, wo ein bereits ein Vertrauensverhältnis besteht.

Keine Teuerung, hohe Sicherheit

Minuto-Gutscheine weisen ein Verfalldatum auf, damit sie rasch zirkulieren und wieder rechtzeitig beim Herausgeber eingelöst werden. Jeder Schein ist höchstens sechs Jahre gültig. Erfahrungsgemäss werden die meisten Minuto-Scheine vorher eingelöst. Da die Währung keinen Zins abwirft, lohnt es sich längerfristig nicht, Minutos zu sparen.

Ein großer Vorteil dieser Regionalwährung ist, dass sie keine Inflation kennt, denn die 60 Minuten qualitative Leistung für einen Gutscheins bleiben immer 60 Minuten, egal wie es gerade um die Wirtschaft steht. Zudem ist sie überall auf der Welt mit wenig Aufwand regional anwendbar.

Ein weiteres Plus: Das System weist eine für Zahlungsmittel unüblich hohe Sicherheit auf, denn für jeden Schein haften bis zu sechs Personen: An erster Stelle der Herausgeber, an zweiter Stelle dessen Rechtsnachfolger und an dritter Stelle die beiden Bürgen und gegebenenfalls deren Rechtsnachfolger. Ist der Herausgeber unfähig, die Leistung zu erbringen, so hat man bis zu fünf weitere Personen, die dazu verpflichtet sind. Eine solch hohe Gewähr sucht man bei Euro und Franken vergeblich. Auch Bankenschließungen und Transaktionsbeschränkungen wie derzeit in Griechenland sind bei Minuto ein Fremdwort.

Fälschungssicher trotz Einfachheit

Wie sieht es mit Betrug aus, die Scheine könnte man ja leicht fälschen?

Erfahrungsgemäß ist das Risiko bei Minuto sehr gering. Dies hat einerseits mit der Höhe des Vertrauens zu tun, die ein regionales, soziales Netzwerk von Haus aus mit sich bringt, andererseits ist bei Minuto ein überraschendes Feature eingebaut: Die beiden Bürgen müssen unterschiedlichen Geschlechts sein, denn statistisch gesehen sind Betrüger meistens gleichen Geschlechts. Findet sich doch mal ein Fälscher, so ist sein Vertrauen dahin und er fällt aus dem System.

Auch wer auf die Idee kommen sollte, Geld in Maßen zu drucken, ohne es einlösen zu können, würde schnell sein Vertrauen verspielen. Zudem müssten die beiden Bürgen ja noch unterschreiben. Ein Minuto-Herausgeber wird deshalb seine Geldmenge überschaubar halten. Damit er weiss, wie viele seiner Minutos noch zirkulieren, ist er angehalten, eine Umlaufkontrolle zu führen.

Selbstermächtigung und Vertrauensbildung

Minuto ist somit eine dezentral organisierte, zinsfreie, regionale Währung, die auf Selbstermächtigung und Eigenverantwortung setzt. Vom Wesen her trägt sie zur sozialen Vernetzung bei und stärkt das Vertrauen unter dem Menschen einer Region. Die qualitative Leistung in Verbindung mit dem persönlichen Kontakt steht dabei als Wertmaßstab.

Minuto bedarf keiner zentralen Verwaltungs- und Kontrollstelle. Damit unterscheidet es sich wesentlich von konventionellen National- oder Regionalwährungen. Dieses stark Dezentrale ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Doch während des Umdenkens kommt bald ein Gefühl der Selbstermächtigung auf, was sehr befreiend und motivierend sein kann. Nicht zuletzt schafft Minuto denn auch ein Bewusstsein für alternative Zahlungsmittel und wo man welches am sinnvollsten einsetzt.

Wer eigene Minutos herstellen möchte, findet unter www.minutocash.org Angaben zu regionalen Kontaktgruppen, die es unter anderem in Deutschland, der Schweiz, Schweden, Australien und den USA gibt.

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Kommentare

Kommentar von Sebastian |

Hallo,

schön das hier auf Minuto hingewiesen wird. Vielleicht kannst du noch folgendes verlinken?
Hier ein aktueller Vortrag: https://www.youtube.com/watch?v=sOt8NVY5Xcs

Hier noch ein wenig Wissen zu Minuto: https://www.minuto-wissen.de
Hier kann man Anzeigen für Minuto schalten: https://www.minuto-regional.de/

Vielen Dank
Grüße
Sebastian

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