Schweizer Konzerne in den Händen von US-Investmentfirmen
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Die Neue Zürcher Zeitung NZZ berichtete kürzlich über eine Analyse, bei welcher der Schweizer Aktienmarkt durchleuchtet wurde. Ergebnis: Größter Investor sind US-amerikanische Anlagegesellschaften.
Laut dem Bericht der Schweizer NZZ war das Ziel der Analyse herauszufinden, in wessen Händen sich die 30 größten und liquidesten Schweizer Unternehmen befinden, die an der Schweizer Börse kotiert sind. Darunter befinden sich Konzerne wie Novartis, Nestlé, Roche, aber auch die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse. Diese Top-30 sollen 90 Prozent der Kapitalisierung des Schweizer Aktienmarktes ausmachen.
US-Investmentfirmen führen das Feld klar an
Die Analyse des untersuchten institutionellen Anteils ergab, dass sich 43.04 Prozent des Aktienkapitals dieser Top-30-Firmen in US-amerikanischer Hand befindet, gefolgt von der Schweiz (17.77%), Luxemburg (8.5%), Großbritannien (6.48%) und Norwegen (5.96%). 76 Prozent der Anteilseigner seien Anlagegesellschaften, wozu unter anderem Firmen wie Blackrock (USA), Vanguard (USA), Templeton (USA), Schroders (UK), Invesco (USA/Bahamas), UBS (CH), Deutsche Bank (DE), Credit Suisse (CH) und J. P. Morgan (USA) zählen.
Dass die Mehrheit (82.2%) des Schweizer Aktienkapitals sich in ausländischen Händen befindet, überrascht nicht, wenn man sich den Anteil des weltweit vorhandenen Kapitals sowie die Größe des Schweizer Aktienmarktes vergegenwärtigt. Die Dominanz von US-amerikanischen Investmentgesellschaften überrascht dennoch.
Die Situation in Deutschland ist vergleichbar, wie der Bericht auf nachdenkseiten.de zeigt.
Gewinnmaximierung versus Deckung von Bedürfnissen
Anlagegesellschaften sind primär am finanziellen Erfolg (Aktienkurs und Dividende) der entsprechenden Unternehmen interessiert, denn je erfolgreicher die Fonds am Markt sind, desto höher ist auch der Gewinn für die Investmentfirmen selber. Ein so hoher Anteil an Anlagegesellschaften bedeutet aber auch, dass der Großteil der eigentlichen Investoren wenig bis gar kein Interesse an den nicht-monetären Werten und Leistungen der Firmen hat, sondern am schnellen Profit.
Verstärkt wird dies durch die Tatsache, dass der Wertschriftenmix eines Fonds durch die Investmentfirmen bestimmt und bewirtschaftet wird und die eigentlichen Geldgeber ideell in einer beträchtlichen Distanz zu den Konzernen leben, bei denen das Geld investiert ist. Zudem genießen die Anlagegesellschaften auch gewisse Verwaltungsrechte (Herrschaftsrechte).
Man kann sich daher leicht vorstellen, in welche Richtung sich die Verwantwortlichen dieser Konzerne gedrängt sehen und man darf sich fragen, welchen Stellenwert die Gewinnmaximierung gegenüber der Befriedigung echter Bedürfnisse in diesen Konzernen einnimmt.
Auf zu einer nachhaltigen, verantwortungsvollen Wirtschaft
Doch was können wir normalen Bürger tun? Können wir uns diesem Trend entziehen? Wie können wir ihn in eine Richtung lenken, die verantwortungsvoll und nachhaltig ist?
Den Gang der Dinge können wir auf zwei Arten beeinflussen: Einerseits sollten wir uns bewusst sein, dass wir mit dem Kauf von Produkten börsenkotierter Unternehmen Wasser auf die Mühlen dieses Systems leiten. Novartis und Roche zum Beispiel stellen Medikamente her, Nestlé ist mit Lebensmitteln omnipräsent. Unsere Alternative ist es, Produkte und Dienstleistungen von anderen, kleineren Herstellern zu beziehen, wenn möglich von regionalen oder lokalen Produzenten, zu denen man vielleicht sogar einen Bezug hat.
Dazu muss man sich erst ein Bild verschaffen, welche Firmen und Marken diesen Konzernen gehören. Eine Übersicht bietet die Grafik auf der Webseite von exposingtruth.com.
Die zweite Maßnahme betrifft die eigenen Geldanlagen: Achten Sie bei Fonds bewusst darauf, welche Aktien im Portfolio sind oder investieren Sie (evtl. über ihren Vermögensverwalter) bei einzelnen Unternehmen, die ihren persönlichen Werten nahekommen und ihr Vertrauen genießen? Man sollte sich nicht zu schade sein, seinem Vermögensverwalter die eigenen Vorstellungen mitzuteilen und auf gewissen Rahmenbedingungen zu bestehen, vor allem dann, wenn einem die Zeit für das Anlagemanagement fehlt.
Wer meint, das alles sei doch nur ein Tropfen auf einen heissen Stein, der unterschätzt die Macht der Masse: Je mehr Menschen sich dessen bewusst sind und ihr Verhalten entsprechend ändern, desto stärker die Wirkung. Nach dem gleichen Prinzip wurden die Pyramiden gebaut, Stein um Stein.
Mit Wirtschaftsfeindlichkeit hat dies übrigens nichts zu tun, denn es geht nicht etwa darum, der Wirtschaft den Rücken zu kehren, sondern sie in eine stabilere, friedlichere Zukunft zu führen.
Sehen Sie weitere Möglichkeiten, was wir Bürger für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Wirtschaft tun können? Dann hinterlassen Sie Ihren Kommentar.
Kommentare
Kommentar von Dave |
Auf stockzoa.com kann man nachschauen, wem die Aktien einer bestimmten Firma gehören:
Beispiel Swisscom:
http://stockzoa.com/ticker/scmwy/
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