Wäre uns das Virus nicht aufgefallen, hätte man vielleicht gesagt, wir haben dieses Jahr eine schwere Grippewelle.

Prof. Dr. Hendrik Streeck Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn

COVID-19: Die Pandemie, die keine war

Allein in den USA würden über zwei Millionen Menschen an Covid-19 sterben. So lauteten die Prognosen. Regierungen gerieten in Panik und führten die Völker in eine nie dagewesene Hygiene-Diktatur, wo ein „Politbüro“ aus wenigen Virologen bestimmte, was die „neue Normalität“ zu sein habe. Doch Fakten belegen: Im Grunde war da wenig mehr als heiße Luft.

„Diese Krankheit ist eine milde Erkrankung. Das ist in erster Linie eine Erkältung. Eine Erkältung, die mehr die unteren Atemwege betrifft, und die ist im Prinzip für den Einzelnen gar kein Problem. Für Menschen in Deutschland ist Corona eigentlich nicht von Bedeutung.“ Das erklärte der auf neuartige Infektionskrankheiten spezialisierte Virologe Christian Drosten noch 2013 zur Familie der grippeähnlichen Coronaviren. Heute ist Drosten Instituts-Direktor an der Berliner Charité und laut dem Stern „der Mann, der die Krise steuert“. Bei Covid-19, so scheint es, führt kein Weg an Drosten vorbei: Der Entwickler des ersten Corona-Tests ist zum meistzitierten Wissenschaftler Deutschlands aufgestiegen. In dieser Funktion befeuert Christian Drosten unverdrossen die Angst vor dem Tod.

Der Tod aber ist das Geschäft von Professor Klaus Püschel, dem Chef der Forensik in der zweitgrößten Stadt Deutschlands. Der Pathologe leitet seit dreißig Jahren das Institut für Rechtsmedizin am Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf. Mitten im angeblichen Höhepunkt der Corona-Krise, als Ende April nicht allein die Deutschen unter dem Lockdown ächzten, erklärte Püschel: „Ohne Vorerkrankung ist in Hamburg an Covid-19 noch keiner gestorben!“ Das hätten die Obduktionen gezeigt: „Alle, die wir bisher untersucht haben, hatten Krebs, eine chronische Lungenerkrankung, waren starke Raucher oder schwer fettleibig, litten an Diabetes oder hatten eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.“ Da sei das Virus sozusagen „der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte“. Aus diesem Grund hält Püschel die wegen des Coronavirus getroffenen Notstandsmaßnahmen für „völlig überzogen“ und „in keinem Verhältnis zur Gefahr, die von diesem Virus ausgeht“. Er sei „überzeugt, dass sich die Corona-Sterblichkeit nicht mal als Peak in der Jahressterblichkeit bemerkbar machen wird“.

Tatsächlich: Das Schweizer Konsumentenmagazin k-tipp machte sich die Mühe und durchleuchtete Woche für Woche die Sterbezahlen, wie sie das Bundesamt für Statistikauflistet. So verstarben in der Schweiz bis Anfang Mai (Kalenderwoche 18) in diesem Jahr 25'400 Menschen. Das scheint viel zu sein und ist doch völlig normal. In den fünf Jahren davor lauteten die Sterbezahlen: 24'925 (2019), 25'386 (2018), 25'229 (2017), 23'103 (2016) und 26'596 (2015). Vor fünf Jahren starben also im gleichen Zeitraum wegen einer etwas stärkeren Grippewelle allein in der kleinen Schweiz 1'200 Menschen mehr als während der aktuellen „Corona-Pandemie“. Für Deutschland und viele andere Länder sind die Zahlenverhältnisse vergleichbar: In den Jahren 2015 bis 2018 verstarben laut dem deutschen Bundesamt für Statistik täglich zwischen 2'496 und 2'616 Menschen. Laut UN-Daten für Deutschland waren es 2019 durchschnittlich 2'411 pro Tag – exakt gleich viel wie auf dem Höhepunkt der Corona-Krise (Stand Ostern 2020). Relevant zur Beurteilung einer Pandemie sind also nicht die absoluten Todeszahlen, sondern die sogenannte Übersterblichkeit: Sie besagt, wie viel mehr Menschen in einem bestimmten Zeitraum gestorben sind als im Vergleich zu Vorjahren. Hierbei zeigt sich, dass Covid-19 nicht einmal in Italien eine Übersterblichkeit verursacht hat!

Laut WHO gibt es jedes Jahr weltweit bis zu 650'000 Grippetote. Während der Influenza-Welle im Winter 2017/18 waren es sogar eineinhalb Millionen! Allein in Deutschland starben damals 25'000 Menschen. Von einer Pandemie sprach niemand. Bis zum 5. Juni sollen in Deutschland offiziell 8'613 Personen an Covid-19 verstorben sein, weltweit insgesamt 391'800 Menschen. Sollen, weil viele der Corona-Opfer in Wahrheit gar nicht dem Covid-19 erlagen. Die tatsächlichen Corona-Sterbezahlen machen nur einen Bruchteil der offiziellen Statistiken aus. Ein Beispiel, stellvertretend für viele: Während der Corona-Pandemie starb praktisch niemand mehr an Grippe oder Lungenentzündung (diese Sterbestatistiken gingen gegen Null), dafür wurden nun plötzlich alle ein Opfer des „Coronavirus“.

Das Beispiel Italien

Der Fall Italien, von wo uns Bilder erschreckenden Leids erreichten, zeigt exemplarisch die tatsächliche Problematik der Corona-Krise: Fakt ist, dass die Intensivstationen italienischer Krankenhäuser bei jeder Grippewelle vor dem Kollaps stehen, weil sie wegen Geldmangel ungenügend gerüstet sind. Wenn nun jeder Italiener mit einem Schnupfen aus Angst vor Covid-19 ebenfalls die Klinik aufsucht, wird dieses allwinterliche Problem massiv verschärft. Zudem belegt Italien mit Abstand den europäischen Spitzenplatz bei Todesfällen durch Krankenhauskeime. Bis zu 45'000 Italiener sterben jedes Jahr an antibiotikaresistenten Keimen, die sie sich im Krankenhaus zugezogen haben (in Deutschland sind es 35'000). Gleichzeitig ist Italien das Land mit der höchsten Antibiotikaresistenz. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung spricht nicht mehr auf Antibiotika an (in Deutschland liegt die Resistenzrate bei 0,4 Prozent). Infizieren sich alte und kranke Menschen zusätzlich mit Covid-19, kann es also schnell tödlich enden. Professor Walter Ricciardi ist Berater des italienischen Gesundheitsministeriums. Er sagt, Untersuchungen der Gesundheitsbehörde hätten ergeben, dass nur jeder neunte auf Covid-19 ausgestellte Totenschein auch tatsächlich eine kausale Verbindung mit dem Coronavirus dokumentiert habe. Mit anderen Worten: 88 Prozent der von Italien gemeldeten Corona-Toten sind nachweislich an ganz anderen Krankheiten gestorben. Zum Beispiel an Atemwegsleiden aller Art, die seit der Corona-Krise grundsätzlich als Covid-19-Infektion gelistet werden. Ob diese Menschen sich überhaupt mit dem Coronavirus angesteckt hatten, ist fraglich. In vielen Ländern, dazu gehören neben Italien auch die USA oder Deutschland, hatte man Verstorbene nämlich automatisch (ohne Test oder Obduktion) als Corona-Opfer klassifiziert, wenn sie vor ihrem Tod entsprechende Symptome gezeigt hatten. Hier war der eingangs erwähnte Hamburger Pathologe Klaus Püschel die große Ausnahme. Sein Team schnitt sämtliche als Corona-Opfer bezeichneten Leichname auf – obwohl das Robert Koch-Institut noch bis zum 21. April im Zusammenhang mit Covid-19 sogar ausdrücklich vor Autopsien abgeraten hatte.

 

Man versteht also, weshalb Prof. Maria Rita Gismondo, eine italienische Virologin und Mikrobiologin, den Appell an das italienische Gesundheitsamt richtete, „keine Zahlen mehr über Sars-CoV-2-Infizierte und -Tote zu veröffentlichen. Diese Daten sind aus wissenschaftlicher Sicht falsch.“ So werde den Bürgern ein falscher Eindruck vom tatsächlichen Ausmaß der Covid-19-Pandemie vermittelt. Das sei „schmutzig“, erklärte die Direktorin des Department of Biomedical Clinical Sciences von der Universität Mailand: Mit auf solchen Zahlen basierenden unhaltbaren Prognosen beeinflusse man das Verhalten der Menschen massiv.

Gemäß Statistik litten nämlich 99 Prozent der angeblich am Coronavirus verstorbenen Italiener an bis zu vier schweren oder chronischen Vorerkrankungen. Das Durchschnittsalter lag bei knapp 80 Jahren. In allen anderen Ländern offenbaren die Zahlen ein vergleichbares Bild (Schweiz: 97 Prozent und 84 Jahre).

Hier macht ein kleines Wort den alles entscheidenden Unterschied: Sind die Menschen an Covid-19 verstorben oder bloß mit Covid-19? Behörden und Medien benutzten wochenlang konsequent das angsteinflößendere „an“ und schwenkten erst kommentarlos auf das harmlosere „mit“ um, nachdem weite Teile der Bevölkerung den Braten gerochen hatten. Auf eine entsprechende Erklärung oder gar Entschuldigung für diese unbegründete Panikmache warten wir bis heute vergeblich.

Viel Lärm um nichts

Professor John Ioannidis von der Stanford Universität ist der weltweit renommierteste Experte auf dem Gebiet der statistischen Erhebung in Bezug auf Wissenschaftlichkeit in der biomedizinischen Forschung. Der Mediziner, Epidemiologe und Statistiker veröffentlichte bereits Anfang April 2020 Zahlen, die in der Fachwelt für viel Wirbel sorgten, die Öffentlichkeit aber möglichst nicht erfahren sollte. Basierend auf den offiziellen, unbereinigten (und damit viel zu hohen) Sterberaten der Länder hatte Ioannidis die tatsächliche Wahrscheinlichkeit für die sogenannten Risikogruppen errechnet, an Covid-19 zu sterben. Allerdings konnte der Forscher nur Zahlen für Menschen im Alter über achtzig Jahren vorlegen, weil darunter zu wenige an Corona gestorben waren, um eine wissenschaftlich haltbare Aussage zu machen. Sein Fazit ist ernüchternd. Es folgen die Zahlen, wie viele mindestens Achtzigjährige statistisch gesehen wegen Covid-19 zusätzlich sterben, jeweils auf 10'000 Personen der Risikogruppe berechnet: So waren es auf dem Höhepunkt der Krise und mitten im Lockdown für Deutschland acht Menschen, für Schweden 16 und für Italien drei Dutzend.